Mitose


Prinzip der Zellteilung | Steuerung der Mitose | Prophase | Prometaphase | Metaphase | Anaphase |

 

Telophase | Cytokinese


Bei der Mitose (Kernteilung) wird das gesamte Genmaterial einer Zelle erbgleich an zwei Tochterzellen weitergegeben. Solche Zellteilungen sind nötig, wenn ein Organismus durch Zellvermehrung wachsen will oder wenn er zugrunde gegangene Zellen ersetzen muss.

 

Hinweis: Im Atelier koennen Sie sich das Video "Mitose" ansehen.

 

Der Zellzyklus

Zellen, die sich teilen, durchlaufen eine regelmässige Abfolge von Zuständen, welche sich von Generation zu Generation wiederholen. Man spricht deshalb von einem Zellzyklus. Die eigentliche Zellteilung, welche als M-Phase bezeichnet wird, macht nur einen kleinen Teil des Zyklus aus. Die Interphase, die Zeit zwischen zwei Zellteilungen, beansprucht dafür etwa 95 % des ganzen Zellzyklus. Sie setzt sich aus G1-Phase, G2-Phase (G für Gap, Lücke, da keine DNA-Synthese nachzuweisen ist) und dazwischenliegender S-Phase (S für DNA-Synthese) zusammen. Die Dauer der einzelnen Phasen ist stark vom Zelltyp und den äusseren Bedingungen abhängig.

Schematische Darstellung des Zellzyklus

Wie bestimmt man die Dauer der einzelnen Zyklusphasen?

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Das Prinzip der Zellteilung

Eine Zelle, die sich teilen will, muss in der S-Phase ihren DNA-Gehalt verdoppeln. Im Verlaufe der M-Phase trennen sich die beiden Chromatiden eines jeden Chromosoms und wandern zu entgegengesetzten Zellpolen. Damit ist sichergestellt, dass die bei der darauffolgenden Teilung entstehenden Tochterzellen dasselbe Erbgut wie ihre Mutterzelle erhalten.


Schema für den Hergang der Mitose für das Chromosomenpaar Nr. 11:

 

Wie wird die Mitose gesteuert ?

Damit eine Zellteilung reibungslos abläuft, sind Steuersignale nötig, die ungewollte Aktionen verhindern und stattdessen ein koordiniertes Nebeneinander vieler Reaktionen gewährleisten sollen. So soll etwa der Eintritt in die M-Phase verwehrt werden, wenn die Zelle ihre DNA-Replikation noch nicht abgeschlossen hat. Zur Zeit sind folgende Steuersignale bekannt:

- der S-Phase-Aktivator: er setzt die DNA-Replikation in Gang

- der M-Phase-Verzögerungsfaktor: er ist möglicherweise mit dem S-Phase-Aktivator identisch und verhindert den Übertritt von der G2- in die M-Phase, indem er die Synthese des M-Phase-Förderfaktors unterdrückt.

- der M-Phase-Förderfaktor MPF (engl. „Mitose-promoting-factor"): er ist eine Kinase und leitet durch Phosphorylierung verschiedener Proteine (darunter das Histon H1) die Prophase der Mitose ein.

Eine Zelle kann nur dann die Mitose beginnen, wenn in der G2-Phase genügend MPF produziert worden ist. MPF kann erst synthetisiert werden, wenn die Wirkung des M-Phase-Verzögerungsfaktors abgeklungen ist, und dieser kann zusammen mit dem S-Phase-Aktivator erst verschwinden, wenn die DNA-Synthese vollendet ist.

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experimentelle Befunde bestätigen die oben erwähnten Regelmechanismen:

 

Prophase

Die durch die MPF katalysierte Phosphorylierung von Laminin führt zur Auflockerung und schliesslich zur Auflösung der Faserschicht um den Kern. Es wird angenommen, dass analog dazu die Phosphorylierung des Histons H1 die Chromosomenkondensation herbeiführen könnte. Mit der langsam fortschreitenden Verdichtung der Chromosomen löst sich auch der Nucleolus auf. Die beiden Zentriolenpaare trennen sich zunehmends voneinander und wandern der Aussenseite der Kernmembran entlang auf entgegengesetzte Seiten. Die Mikrotubuli, die in der Interphase noch Bestandteil des Cytoskeletts waren, zerfallen und organisieren sich als Polstrahlen, welche sternförmig von den Zentriolenpaaren ausgehen. Am Centromer eines jeden Chromosoms haften verschiedenste Proteine und bilden gegen Ende der Prophase an jedem Chromatid ein Kinetochor aus.

Illustration mit Legende

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Prometaphase

Die beginnende Auflösung der Kernmembran in kleine Vesikel markiert den Übergang von der Prophase in die Prometaphase. Dadurch, dass die das Kerngebiet schützende Hülle langsam verschwindet, können die Polstrahlen auch zu den Chromosomen vordringen. Einige haften an die Kinetochoren und werden deshalb als Kinetochormikrotubuli bezeichnet. Mikrotubuli, die zwar an der Ausbildung der Spindel teilhaben, aber nicht an die Chromosomen gebunden sind, nennt man Polmikrotubuli. Mikrotubuli-assoziierte Proteine binden an die Enden von solchen Polmikrotubuli, welche von verschiedenen Zentriolen ausgehen, und schützen diese vor spontanem Zerfall. Astraltubuli sind ganz kurze Mikrotubuli, welche gar nicht zu den Chromosomen gelangen, sondern auf die nahgelegene Zellmembran weisen.
Die beiden Kinetochoren eines Chromosoms müssen über Kinetochormikrotubuli mit verschiedenen Spindelpolen verbunden werden. Dadurch ist nämlich gewährleistet, dass später die Schwesterchromatiden auch wirklich in verschiedene Tochterzellen gelangen.
Die Prometaphase ist ein Zeitraum heftigster Aktivität: Die Chromosomen, die sich weiter verdichten, werden - an den Mikrotubuli aufgehängt - wie Marionetten auf eine Ebene gelenkt. Die Zugkräfte, die auf die Chromosomen wirken, sind nämlich umso grösser, je grösser der Abstand zwischen Kinetochor und Zentriole ist. Dadurch wird nach einigem Hin- und Herpendeln ein stabiler Gleichgewichtszustand in der Metaphasenplatte gefunden.

Illustration mit Legende

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Metaphase

Auch jetzt, wo sich die maximal kondensierten (Metaphase-) Chromosomen auf der Metaphasenplatte oder Äquatorialebene befinden, wirken noch starke Zugkräfte (ein Experiment zeigt es).
Die Metaphase dauert verhältnismässig lange und ist deshalb auch im Mikroskop oft sichtbar. Man nimmt an, dass Chromosomen, deren Kinetochoren noch nicht an Mikrotubuli gekoppelt sind, ein Signal aussenden, welches die Trennung der Chromatiden und damit die Anaphase hinauszögert. In der Praxis werden Metaphase-Chromosomen zur Erstellung eines Karyogramms analysiert.

Illustration mit Legende

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Anaphase

In der Anaphase trennen sich die Chromatiden abrupt voneinander und werden von den Kinetochormikrotubuli zu den beiden Zellpolen gezogen. Die Segregation der Schwesterchromatiden wird durch Anstieg der Ca2+-Konzentration im Cytosol initiiert.

Experimente, die dies illustrieren.

Illustration mit Legende

Zwei Mechanismen bewirken nun die Verschiebung der getrennten Chromatiden zu den Zellpolen:
In der Anaphase A verkürzen sich die Kinetochormikrotubuli unter Dissoziation der Mikrotubuliuntereinheiten an dem dem Kinetochor zugewandten Ende, so dass sich die Chromosomen zwangsläufig den Zentriolen nähern müssen.

Zwei Modelle zur Erklärung der Mechanismen in der Anaphase A

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Die Anaphase B ist gekennzeichnet durch das Längenwachstum der Polmikrotubuli. Da entgegengesetzt polarisierte Polmikrotubuli in der Metaphasenplatte durch Proteine miteinander verbunden sind, kann man sich leicht vorstellen, dass sich durch ständigen Zuwachs an Mikrotubuliuntereinheiten die beiden Zentriolen voneinander „abstossen". Hinzu kommt, dass die Spindelpole offenbar unter Einwirkung der Astralmikrotubuli an die Zellmembran gelenkt werden.

Anaphase A und B lassen sich experimentell unterscheiden

Die Kinetochormikrotubuli sind in der späten Anaphase fast völlig zerfallen und die Chromosomen somit an ihrem Bestimmungsort, den Polen, angelangt.

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Telophase

In der Telophase bildet sich um jede der beiden Chromosomengruppen durch Fusion von Vesikeln eine neue Kernmembran und die Chromosomen werden zum Interphasen-Chromatin entspiralisiert. Die RNA-Synthese wird wieder in Gang gesetzt und neue Proteine werden synthetisiert. Der Nucleolus als Ort der rRNA-Synthese ist nun mikroskopisch wieder zu sehen.

Illustration mit Legende

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Cytokinese

Obwohl die Cytokinese, die Teilung des Zytoplasmas, schon in der Anaphase beginnt, wird sie aus didaktischen Gründen erst jetzt behandelt. Die Teilung der Zelle in zwei Tochterzellen erfolgt durch einen kontraktilen Ring, der Actin und Myosin enthält. Ein schwaches Verbindungsstück, der Mittelkörper, bleibt noch eine Weile als dünne Brücke zwischen den beiden Zellen bestehen. Er enthält die überlappenden Mikrotubuli.
Weil sich die Teilungsfurche immer auf Höhe der Äquatorialebene ausbildet, ist gewährleistet, dass jede künftige Tochterzelle nur einen Kern erhalten wird. Meist liegt die Metaphasenplatte gerade in der Mitte der Mutterzelle, und es entstehen so zwei gleich grosse Tochterzellen; in bestimmten Fällen können sich durch asymmetrische Lage der Spindel zwei unterschiedlich grosse Zellen entwickeln.

Illustration mit Legende

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Lage der Teilungsfurche

 

Die genauen Mechanismen, die zur Trennung der Mutterzelle in zwei Tochterzellen führen, sind noch längst nicht in allen Details bekannt. Fest steht aber, dass dabei ungeheure Kräfte wirken: So wird z. B. eine in die Zelle eingeführte feine Glasnadel durch den Druck des immer enger werdenden Rings entzwei gebrochen!

Hinweis: Sehen Sie sich im Atelier einige Mitosefiguren an. Können Sie die verschiedenen Phasen zuordnen? Denken Sie daran, dass die Metaphase am längsten dauert und deshalb viele Zellen in diesem Stadium zu finden sind. Entsprechend werden Sie weniger Zellen in der Anaphase entdecken.


Zellorganellen bei Zellteilungen  
Zellteilung bei Prokaryonten

 

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