Replikations - Elemente


Die Replikationsgabel | DNA-Polymerase | Die Richtung der Replikation | Das DNA-Replikase-System |

DNA-Helicasen | DNA-Topoisomerasen


Die Replikationsgabel

Die Replikation beginnt an einem Startpunkt. Sie kann uni- oder bidirektional erfolgen, je nachdem ob sich eine oder zwei Replikationsgabeln vom Startpunkt (Origin) wegbewegen. Bei der bidirektionalen Replikation bewegen sich die beiden Replikationsgabeln in entgegengesetzter Richtung:

Schema der Replikationsgabeln

Mittels radioaktivem Thymin im Nährmedium (Experiment) fand John Cairns heraus, dass an einem oder beiden Enden der gebildeten Replikationsgabel die Elternstränge entspiralisiert und die aufgetrennten Stränge rasch repliziert werden.

Experiment von John Cairns

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DNA - Polymerasen

In der Replikationsgabel synthetisiert ein Multienzymkomplex die beiden Tochterstränge. Dieser Enzymkomplex enthält neben anderen Proteinen die DNA - Polymerasen, welche Desoxynukleotide zu langen Polynukleotidketten verknüpfen. Das Bakterium E. coli enthält drei verschiedene DNA - Polymerasen, die meisten eukaryontischen Zellen dagegen deren fünf oder mehr, die sich in ihrer Struktur und Funktion unterscheiden.

zu: "Korrekturlese"-Mechanismus der DNA-Polymerase (Kapitel: Mutationen, Mutagenese und Reparaturmechanismen)

verschiedene Arten von DNA-Polymerasen bei Escherichia coli

verschiedenen DNA-Polymerasen bei eukaryontischen Zellen

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Die grundlegende Reaktion der DNA-Polymerasen ist immer dieselbe: Das Enzym katalysiert den nucleophilen Angriff der 3'-Hydroxylgruppe des Nucleotides am 3'-Ende des wachsenden DNA-Stranges auf das 5' a-Phosphoratom des anzuhängenden 2'-Desoxynukleotid-5'-triphosphats:

Formel

Die allgemeine Reaktionsgleichung lautet:

Mit dNMP und dNTP sind die Desoxy-Nukleotidmono- bzw. triphosphate gemeint.

Für die Polymerisation (Verlängerung) sind zwei zentrale Voraussetzungen notwendig:

1. Es braucht eine Matrize (Erklärung dazu im Unterkapitel "Allgemeines")

2. Es ist ein Primer (Startermolekül) erforderlich

Ein Primer ist ein kurzer Nukleinsäurestrang mit einer freien 3'-Hydroxylgruppe am Ende. DNA-Polymerasen können nur Nukleotide an einen bereits vorhandenen Strang anfügen, nicht aber die Synthese eines neuen Stranges starten.


Prozessivität: Wenn die DNA-Polymerase an einen Primer gebunden und das erste Nukleotid angehängt hat, gibt es für sie zwei Möglichkeiten: entweder sie dissoziiert ab und lagert sich später wieder an oder sie bewegt sich auf der Matrize vorwärts und hängt weitere Nukleotide an. Diese Eigenschaften wird als Prozessivität einer Polymerase definiert: Der Grad der Prozessivität ist durch die Anzahl Nukleotide gegeben, die die Polymerase im Durchschnitt an den neuen Strang anhängt, bevor sie abdissoziiert. Die Prozessivität wird durch Anlagerung eines Proteinkomplexes an die DNA-Polymerase gesteuert.

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Lösung

Überlegen Sie sich, was die Prozessivität einer Polymerase steigern könnte. In der Lösung finden Sie die Angaben bezüglich der Prozessivität der drei DNA-Polymerasen von E. coli.

Energieverhältnisse bei der Polymerisation

Genauigkeit: Die DNA-Polymerasen arbeiten sehr exakt: Bei E. coli tritt nur bei jedem 109 bis 1010 Einbau eines Nukleotids ein Fehler auf.

 


Lösung

Das Genom von E. coli hat ca. 4.6x106 Basenpaare. Wieviele Replikationen des Genoms können stattfinden, bis ein Fehler auftritt?

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Während der Polymerisation beruht die Unterscheidung zwischen "richtigen" und "falschen" Nukleotiden auf den Wasserstoffbrücken, die eine korrekte Paarung zwischen den komplementären Basen festlegen. Falsche Basen können nicht die richtigen Wasserstoffbrücken bilden und werden damit zurückgewiesen. Dies allein reicht aber noch nicht aus, um die hohe Präzision der Polymerisation zu erklären. Die Fehlerrate wird in vivo durch zusätzliche enzymatische Mechanismen weiter reduziert, z.B. durch die 3'-5'-Exonuclease-Aktivität. Sie ist eine eigenständige Aktivität der Polymerase. Diese Nukleaseaktivität ermöglicht es dem Enzym, ein gerade eingebautes Nukleotid wieder zu entfernen. Wenn ein falsches Nukleotid eingebaut wurde, ist die Weiterbewegung der Polymerase zur Bindungsstelle des nächsten Nukleotids blockiert. Durch die 3'-5'-Exonucleasewirkung wird das falsche Nukleotid entfernt und das korrekte Nukleotid eingebaut. Diese Funktion wird als Korrekturlesen bezeichnet.

Zu Korrekturmechanismus der DNA-Polymerase (im Kapitel: "Mutation, Mutagenese und Reparaturmechanismen")

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Die Richtung der Replikation

Wir haben gesehen, dass ein Nukleotid immer an die 3'-Hydroxylgruppe des neuen Stranges angehängt wird und die neue Kette somit in 5'-3'-Richtung wächst. Diese Tatsache führt aber zu einem Problem:

Wenn die Synthese immer in 5'-3'-Richtung vorwärtsschreitet, wie können dann beide DNA-Stränge gleichzeitig synthetisiert werden?

Stellen wir uns eine Replikationsgabel vor. Der Eltern-Doppelstrang wird aufgetrennt und dient als Matrize. Die beiden Stränge weisen aber nicht dieselbe Orientierung auf: da sie antiparallel angeordnet sind, weist der eine Strang eine 3'-5'-Orientierung auf und der andere eine 5'-3'-Orientierung. Sehen wir uns zuerst den 3'-5'-Elternstrang an, dieser kann in 5'-3'-Richtung direkt repliziert werden (gestrichelt):

Der 5'-3'-Strang aber hat die "falsche" Richtung. Reiji Okazaki fand in den 60er Jahren heraus, dass an diesem Strang viele kurze Stücke in 5'-3'-Richtung synthetisiert werden, welche man nach ihm als Okazaki-Fragmente bezeichnet. Die Länge dieser Fragmente hängt vom Zelltyp ab und beträgt einige hundert bis zweitausend Nucleotide:

Somit wird der eine Strang kontinuierlich (Leitstrang) und der andere diskontinuierlich (Folgestrang) synthetisiert. Der kontinuierliche Strang ist derjenige, bei welchem die Synthese des neuen Stranges in der gleichen Richtung läuft wie die Replikationsgabel. Beim diskontinuierlichen Strang läuft die Synthese in die Gegenrichtung der Replikationsgabel.

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Vorgänge in der Replikationsgabel

Bei der Replikation wirken in der Replikationsgabel neben der Polymerasen noch viele weitere Enzyme und Proteine mit, welche in ihrer Gesamtheit als DNA-Replikase-System resp. Replisom bezeichnet werden.

RNA-Primase / DNA-Ligase

Zu Beginn der Replikation wird ein Primer benötigt. Am Leitstrang kann von diesem Primer aus der neue Strang kontinuierlich gebildet werden, da immer ein basengepaartes Kettenende für die weitere Synthese zur Verfügung steht. Am Folgestrang jedoch kann die Polymerase nur eine kurze Zeit lang wirken, dann muss der Polymerisationsprozess weiter vorne von neuem beginnen. Dafür ist jedes Mal von neuem ein Primer nötig. Dieser basengepaarte Primer-Strang wird durch ein Enzym, die RNA-Primase, synthetisiert. Bei Eukaryonten haben die Primer eine Länge von ungefähr 10 Nucleotiden. Diese RNA-Stücke werden in Abständen am Folgestrang synthetisiert und anschliessend durch die DNA-Polymerase zu einem Okazaki-Fragment verlängert. Diese Synthese endet am 5'-Ende des vorhergehenden Fragments. Damit nun ein kontinuierlicher Strang entsteht, der keine RNA-Stücke enthält, tritt noch während der Replikation ein Reparaturmechanismus in Aktion: Eine RNase H (in E. coli Teil der DNA-Polymerase I) entfernt die RNA-Primer und eine DNA-Polymerase füllt die entstandene Lücke mit DNA.
Die DNA-Ligase schliesst dann die Bindung vom 3'-Ende des neuen zum 5'-Ende des alten DNA-Stückes und beendet damit den Vorgang.

Abbildung (DNA-Ligase)

DNA-Ligasen bei Bakterien und Eukaryonten

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DNA-Helicasen

Damit die Replikation überhaupt ablaufen kann, muss der DNA-Doppelstrang (Elternstrang) getrennt werden. Dies bedeutet Schmelzen der DNA über einen kurzen Bereich. Das Entwinden wird von den DNA-Helicasen katalysiert, Enzymen, welche sich entlang der DNA bewegen und die Stränge mittels chemischer Energie aus ATP voneinander trennen. Die freiliegenden DNA-Stränge werden durch DNA-bindende-Proteine stabilisiert.

Mechanismus und verschiedene Formen der DNA-Helicasen

DNA-Topoisomerasen

Das Auftrennen der Stränge erzeugt topologisch bedingte Spannungen in der helicalen DNA-Struktur: Diese werden durch die Wirkung von Topoisomerasen beseitigt. Die Mithilfe bei der Replikation ist aber nur eine von vielen Aufgaben der Topoisomerasen. Bei allen Reaktionen, bei denen die Topologie der DNA verändert wird, spielen die Topoisomerasen eine wichtige Rolle, also zum Beispiel bei der Transkription von Genen, bei der Rekombination u.a.
Topoisomerasen öffnen vorübergehend den Phosphodiester-Rückgrat der Doppelhelix, leiten den einen DNA-Strang durch die entstandene Lücke und stellen dann die Phosphodiesterbindung wieder her. Das Ergebnis dieser Reaktion ist die Änderung der Windungszahl pro Längeneinheit und damit der Topologie der DNA. Im Wesentlichen arbeiten die Topoisomerasen der Eukaryonten und der Prokaryonten gleich.

Prinzip der Topoisomerase II-Reaktion:

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Weitere Informationen über die verschiedenen Topoisomerasen.

Die Topoisomerasen werden im Kapitel "Struktur von Nukleinsäuren" im Unterkapitel "Superstruktur" auch erwähnt.


Lösung

Worin liegt der Unterschied in der Funktion einer DNA-Topoisomerase und einer DNA-Helicase?

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Übersicht:
Mechanismus
der DNA Replikation

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