Prinzip des
Reparatursystems | "Korrekturlese"-Mechanismus
Zellen verfügen über eine Reihe von Enzymkomplexen, welche verschiedene Typen von DNA-Schäden erkennen und reparieren können. Vereinfacht bestehen DNA-Reparaturvorgänge aus drei Schritten:
Depurinierte Stellen
Enzyme erkennen Veränderungen in der DNA-Doppelhelix
Fehler in der DNA-Doppelhelix, welche die Basenpaarung
verändern, werden von Glycosylasen erkannt und die
entsprechenden Basen entfernt. Glycosylasen sind eine
vielfältige Gruppe von Enzymen: es gibt Glycosylasen, die
spezifisch desaminierte Adenine, desaminierte Cytosine, verschiedene
alkylierte Basen und Basen mit geöffneten Ringen entfernen
können. Nach dem Entfernen der defekten Base wird der Schaden
wie oben beschieben repariert.
Desaminierungen können erkannt werden, weil jede durch eine
Desaminierung entstandene Base nicht mehr korrekte Basenpaarung
eingehen kann: so wird aus Cytosin Uracil, aus Adenin Hypoxanthin und
aus Guanin Xanthin. Hier liegt ein Evolutionsvorteil, den die
Verwendung von Thymin anstelle von Uracil im Einbau in die DNA hat:
in einer uracil-haltigen DNA könnten normale Uracile nicht von
solchen unterschieden werden, die durch Desaminierung von Cytosin
entstehen.
Es gibt auch Multienzymkomplexe, die grössere Veränderungen in der DNA erkennen und reparieren können. Solche Schäden entstehen unter anderem bei der Anlagerung von Kohlenwasserstoffen (wie z.B. dem Karzinogen Benzpyren) an Basen oder Bestrahlung von DNA mit ultravioletter Strahlung, welche zu kovalenter Verknüpfung von benachbarten Pyrimidinen führt. Solche DNA-Stränge werden vor und nach der schadhaften Stelle von Endonukleasen gespalten, ein Stück DNA von 20-30 Nukleotiden mit der schadhaften Stelle entfernt. Die entstandene Lücke wird darauf wie oben beschrieben repariert.
Und wenn beide DNA-Stränge defekt sind ?
Sind gleichzeitig beide Kopien am gleichen Basenpaar beschädigt, kann keiner der beiden Stränge mehr als Matrize für die Reparatur gebraucht werden. Aber auch für diesen seltenen Fall gibt es mittels genetischer Rekombinationsvorgänge manchmal eine Rettung, nämlich dann, wenn die defekte Basensequenz noch in einem andern DNA-Abschnitt unversehrt vorhanden ist.
Die DNA-Polymerase baut bei der Replikation Nukleotide in 5'-> 3' - Richtung in den wachsenden DNA-Strang ein. Dazu braucht sie ein korrektes Basenpaar und ein freies 3' -OH-Ende, an welches das nächste Nukleotid angehängt werden kann. Liegen nun zwei nicht-komplementäre Basen vor (wie es beim Einbau von tautomeren Formen der Basen geschehen kann), stoppt die Polymerase und entfernt solange Nukleotide in 3'-> 5' - Richtung, bis wieder ein basengepaartes Ende zur Verfügung steht.
Die DNA-Polymerase ist also ein selbst-korrigierendes Enzym, indem es die von ihr falsch eingebauten Basen erkennt und wieder entfernt.
Abbildung (wie die seltene tautomere Form von Cytosin von der Exonuclease-Domäne der DNA-Polymerase erkannt wird und durch die richtige Base Adenin ersetzt.)
zu DNA-Polymerase (im Kapitel "Mechanismus der Replikation")
zu den Übungsaufgaben
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Wie wichtig diese Reparaturmechanismen für eine Zelle sind, können Sie dem Plakat im Atelier entnehmen. Patienten mit der Erbkrankheit Xeroderma pigmentosum haben Defekte in gewissen Reparaturenzymen und leiden unter schweren Hautschäden, darunter auch Hautkrebs. |
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