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Meine Menstruation war so: Zuerst brachte mir das grosse
Verunsicherung, was kommt jetzt, was werde ich jetzt, kann
ich nicht mehr Kind sein? Es machte mir ein bisschen Angst,
und gleichzeitig machte es mich sehr neugierig. Es kommt
etwas Neues, und es wurde so getuschelt unter den jungen
Mädchen, und irgendwo habe ich mit einem Ohr immer
etwas mitgehört, aber eigentlich war ich nicht
aufgeklärt. Und dann ist die Mens gekommen und
regelmässig gekommen. Und das wurde recht unangenehm.
Das war für mich ein Übel, mit diesem Blut
konfrontiert zu werden und alles versteckt, mit niemandem
richtig reden, es ging einfach alles hintenherum. Und das
habe ich mühsam empfunden. Vor allem das mit diesen
Stoffbinden, die ich damals noch brauchte. Und ich habe es
irgendwie einfach meinen Schwestern nachgemacht, aber ich
konnte mit niemandem richtig sprechen, und das war ein
Schmerz. Dann habe ich aber auf einmal Freude an meinem
Körper bekommen. Ich sah, es geschieht etwas und ich
begann mir zu gefallen. Ich schaute meinen Körper an,
und die Form war schön, die Brüste wuchsen, und
ich bekam einfach Freude am Körper. Und dann merkte ich
auch, dass ich mit dieser Menstruation etwas Neues erlebte.
Ich spürte mein Innenleben, ich nahm meinen Körper
ganz neu wahr, dass der nicht immer gleich war, dass der
sich änderte, dass einmal eine Spannung ist im Bauch,
und dann wieder die Entspannung, wo ich mich wieder frei und
leicht fühlte. Ich merkte auch, dass ich vor der Mens
immer so traurig und gereizt war, danach wie gereinigt und
leicht, und die Freude kam wieder. Ich merkte, es passierte
so viel in mir drin. Und so ging das weiter, und ich
benutzte in jener Zeit dann Tampons und fühlte mich
durch diese Tampons sehr frei. Ich hatte das Gefühl,
jetzt kann ich baden, turnen, springen, Velo fahren.
Die Welt war mir wieder offen, ich war nicht mehr
eingeschränkt wie zuvor durch das Blut und die Binden.
Und jetzt? Jetzt stehe ich wieder an einem neuen Ort, ich
werde sechzig, ich schaue zurück auf die Zeit, die war,
als ich die Mens hatte, und manchmal erscheint mir das schon
weit weg. Wie kann man Angst haben vor etwas, wenn man das
nicht mehr hat, jetzt fühle ich mich nämlich frei,
ich kann mich so anschauen wie ich bin, ich sehe, ich habe
mich stark mit meinem Schatten konfrontiert, mit meinem
Licht und ich merke, es ist alles in mir.
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