Akupunkturanalgesie und das opioiderge System des Rückenmarks

Die Hypothese, dass das opioiderge System des Rückenmarks auch an der durch Akupunktur induzierten Analgesie beteiligt sein könnte, wird durch folgenden Befund unterstützt:

Eine intrathekale Injektion von IgG-Antikörpern, welche gegen Enkephaline gerichtet sind, führt bei Kaninchen zu einer markanten Reduktion der Wirkung von niederfrequenter Elektro-Akupunktur. Dieser Effekt ist vor allem in der Region der hinteren Extremitäten ausgeprägt, jedoch nicht im Kopfbereich Lit 45 .
Umgekehrt verstärkt eine intrathekale Injektion von Inhibitoren der Abbauenzyme von Enkephalinen wie beispielsweise Bestatin oder Thiorphan die analgetische Akupunkturwirkung bei Ratten deutlich Lit 43.

In Übereinstimmung damit steht die folgende klinische Beobachtung Lit 97, bei welcher der Opioidgehalt des liquor cerebrospinalis von Patienten mit chronisch lumbalen Schmerzen gemessen wird:
Während die Konzentration von Opioiden im Lumbalpunktat vor einer Akupunkturbehandlung eindeutig erniedrigt ist, zeigt sich unter lumbaler Akupunktur ein klarer Anstieg auf Werte oberhalb des Normbereichs.
Wird hingegen eine Trigeminusneuralgie durch Stimulation von Punkten erfolgreich behandelt, die in proximal des Lumbalmarks entsprechenden Dermatomen liegen, so zeigt sich kein Anstieg der Opioide in der lumbal entnommenen Zerebrospinalflüssigkeit. (Vermutlich könnte man in einem weiter proximal gelegenen Punktat einen Anstieg messen.)

Diese Beobachtung spricht für eine lokale resp. spinale Freisetzung von Opioiden unter Akupunktur.