Häufige Versuchsanordnungen zur experimentellen Applikation und Quantifizierung von Schmerzreizen bei Tieren
- avoidance response latency
Die Versuchsanordnung, bei der ein noxischer Reiz appliziert wird und die Latenz bis zum Auftreten einer Fluchtreaktion gemessen wird, ist im englischen Sprachraum unter dem Namen avoidance response latency procedure bekannt.

Als noxischer Reiz wird dabei häufig die Hitzewirkung eines fokussierten Lichtstrahls verwendet, der auf eine bestimmte Körperpartie gerichtet wird. Das Versuchstier wird immobilisiert, wobei die bestrahlte Körperpartie unbedeckt und beweglich bleiben muss. Die Latenz zwischen Einschalten der Hitzequelle und Auftreten einer Fluchtbewegung wird als Mass für die Schmerzschwelle genommen. Durch Regulation der Lampenspannung kann die durchschnittliche basale Latenz auf gut messbare, das heisst nicht zu lange und nicht zu kurze Werte, eingestellt werden. Wird der Lichtstrahl auf den Schwanz eines Tieres gerichtet, so wird die Versuchsanordnung auch tail flick latency genannt.

Bei dieser Versuchsanordnung wird gemessen, mit welcher Latenz eine reflexartige akustische Schmerzäusserung nach Applikation eines noxischen Reizes auftritt.

Als Schmerzreiz wird häufig ebenfalls die Hitzewirkung eines fokussierten Lichtstrahls eingesetzt, welcher auf eine bestimmte Körperpartie wie z.B. die Nasenspitze, gerichtet wird. Das Versuchstier wird ebenfalls immobilisiert, im Unterschied zur obenbeschriebenen Versuchsanordnung wird jedoch auch diejenige Körperpartie fixiert, auf welche der Lichtstrahl gerichtet ist. Damit ist keine Fluchtbewegung möglich. Als Mass für die Schmerzschwellenhöhe wird die Zeit genommen, welche zwischen dem Einschalten der Lichtquelle bis zu einer akustischen Äusserung wie z.B. dem Piepsen einer Maus, verstreicht. Zum Schutz des Versuchstiers wird die Hitzequelle sofort abgeschaltet, sobald eine akustische Äusserung auftritt.
Anstelle der Hitzewirkung kann auch an Spannung zunehmender elektrischer Strom als Schmerzreiz verwendet werden, welcher beispielsweise über ein implantiertes Elektrodenpaar appliziert wird. Bei dieser Versuchsanordnung kann alternativ zur Messung der zeitlichen Latenz die genaue Stromspannung abgelesen werden, bei welcher die akustische Schmerzäusserung auftritt. Eine Änderung der Stromspannungshöhe, bei welcher das Versuchstier Laute von sich zu geben beginnt, wird dabei als objektives Mass für die Änderung der Schmerzschwelle verwendet. Man nennt diese Versuchsanordnung nicht mehr latency to squeak procedure, sondern squeak threshold procedure ("Pieps-Schwellen-Verfahren").